Mobiles Surfen war vor UMTS ein Geduldsspiel. Mit gerade einmal ca. 50 kbit/s musste man sich durch das Netz quälen bzw. muss es heutzutage immer noch, wenn keine schnellere Verbindung zur Verfügung steht. Immerhin bis zu 260 kbit/s sind es dann zumindest noch beim Übertragungsverfahren EDGE, das jedoch nur vom Anbieter T-Mobile flächendeckend zur Verfügung gestellt wird.
Doch dann kam das mobile Internet per UMTS und alles sollte besser und schneller werden. Im Jahr 2000 konnte sich der damalige Bundesfinanzminister über einen Geldsegen für die Staatskasse freuen, denn damals zahlten die Mobilfunkbetreiber in einer Versteigerung insgesamt rund 50 Milliarden Euro für den Erwerb der heiß begehrten UMTS-Lizenzen. Es schien, als würde Geld keine Rolle spielen. Getrieben von der Erwartung nach hohen Gewinnen mit den UMTS-Tarifen und der Angst, als einziger Mobilfunkbetreiber kein mobiles Internet bzw. UMTS anbieten zu können, überboten sich die Unternehmen gegenseitig.
Nach hohen Ausgaben für die Lizenzen und vier Jahren Netzausbau, der zusätzliche Investitionen in Milliardenhöhe verschlang, machte sich bei den Betreibern allerdings schnell Ernüchterung breit. Die Kunden wollten nämlich nicht so recht anbeißen. Der einfache Grund: Mobiles Surfen über UMTS war damals für die meisten Verbraucher schlichtweg viel zu teuer. Um ihre immensen Ausgaben schnell wieder reinzuholen, wurden die Tarife für mobile Internetverbindungen viel zu hoch angesetzt, was auch heute immer noch nachwirkt und viele Verbraucher eher misstrauisch auf mobile Datentarife blicken lässt.
Es kam noch hinzu, dass die damaligen Handys außer Fotografieren und MP3s abspielen noch recht wenig konnten. Die heute so beliebten Apps waren noch in weiter Ferne. Erst mit schicken Smartphones mit Touchscreen, insbesondere dem 2007 veröffentlichten iPhone und anderen auf das Internet ausgelegten Geräten wie dem BlackBerry wurde das mobile Internet interessant. Nach und nach wurden auch die UMTS-Hardware für das Surfen mit dem Laptop und die Datentarife immer günstiger und letztlich für jeden erschwinglich.
Und heute UMTS ist mittlerweile mehr als nur eine mobile Ergänzung zu DSL oder Kabel-Internet, sondern für viele Verbraucher eine echte Alternative. In Gebieten, in denen kein DSL oder Kabel-Internet angeboten wird, kann mit UMTS und HSPA mit hohen Bandbreiten gesurft werden. Internetfähige Smartphones sind zurzeit der Renner und sorgen für viele neue Kunden bei den Anbietern mobiler Datentarife. Insbesondere die Prepaid-Tarife mit UMTS-Flatrate sind äußerst beliebt, da sie günstig sind und den Kunden nicht mit langen Mindestvertragslaufzeiten für das mobile Internet gängeln.
Der derzeitige Standard für schnelles mobiles Internet, UMTS, ermöglicht mit seiner Erweiterung HSPA Geschwindigkeiten, die mit denen eines DSL-Anschlusses vergleichbar sind. Aber die derzeit maximal möglichen 7,2 Mbit/s sind freilich für die Zukunft zu wenig, denn der Datenverkehr nimmt stetig zu. Schließlich besteht das Internet nicht mehr vorwiegend aus Text und kleinen Bildern. Wer heutzutage online ist, will hochauflösende Videos anschauen, sich mit Freuden in Videochats unterhalten und grafisch anspruchsvolle Webseiten innerhalb weniger Augenblicke angezeigt bekommen.
Die Bitraten der verschiedenen Mobilfunkstandards im Vergleich
Die Zeit war also reif für einen Nachfolger und der heißt nun “Long Term Evolution”, oder kurz LTE. Rein theoretisch sind mit LTE bis zu 300 Mbit/s möglich, in der Praxis wird man sich aber vorerst mit Geschwindigkeiten von bis zu 50 Mbit/s begnügen müssen. In der Startphase ist sogar eher mit Geschwindigkeiten zu rechnen, die knapp über UMTS bzw. HSPA liegen. Aber die Weichen sind gestellt und mit wachsendem Netzausbau werden in den LTE-Netzen sicherlich bald Geschwindigkeiten erreicht werden, von denen mal als DSL-Nutzer zurzeit nur träumen kann.
Für die Mobilfunkbetreiber wird LTE auf jeden Fall wesentlich lukrativer, als es UMTS in seiner Anfangsphase war. Zum einen haben die Mobilfunkbetreiber bei der Versteigerung der LTE-Lizenzen im Mai 2010 mit insgesamt 4,4 Milliarden Euro nicht einmal 10 % dessen ausgegeben, was sie damals für die UMTS-Lizenzen auf den Tisch gelegt haben. Zum anderen muss auch weit weniger in den Netzausbau investiert werden, da ein großer Teil der bereits vorhandenen Technik weitergenutzt werden kann. Hinzu kommt, dass LTE aufgrund der dynamischen Frequenzzuweisung die vorhandenen Breitband-Ressourcen wesentlich effizienter nutzen kann.
Mit den gleichen Startschwierigkeiten wie bei UMTS ist also nicht zu rechnen. Die Nachfrage nach schnellen mobilen Internetzugängen ist da und die Mobilfunkbetreiber müssen aufgrund der überschaubaren Investitionskosten keine horrenden Preise mehr verlangen, mit denen damals zum Start von UMTS die Kunden abgeschreckt wurden. Die Chancen, dass LTE erfolgreich von den Kunden angenommen wird, stehen somit bestens.